Medizinische Praxisassistentin / Medizinischer Praxisassistent: Ausbildung, Berufsbild und Lohn (2024)

Das Herzstück einer jeden gut laufenden Arztpraxis oder eines Ambulanz-Zentrums im Spital, stellen in der Schweiz die medizinischen Praxisassistentinnen und Praxisassistenten (im Folgenden MPA) dar. Ohne sie wäre ein geregelter Betrieb häufig undenkbar. Sie betreuen einerseits aktiv die Patientinnen und Patienten und übernehmen gleichzeitig auch eine Vielzahl administrativer Aufgaben, was den Beruf der medizinischen Praxisassistentin besonders abwechslungsreich und spannend macht.

Medizinische Praxisassistentin: Aufgaben

Der Beruf des MPA ist äußerst facettenreich und bietet viele Möglichkeiten der individuellen Weiterentwicklung. Dabei übernimmt ein MPA eine Vielzahl von Aufgaben. Diese sollen allesamt den reibungslosen Ablauf in der Arztpraxis bzw. im Ambulanz-Zentrum gewährleisten. Hierzu gehören unter anderem administrative Tätigkeiten, wie beispielsweise die Vereinbarung von Terminen, Telefonate zu führen oder den Patientenempfang zu managen.

Ein Großteil der anfallenden Korrespondenz und die Verwaltung von Patientendaten entfallen ebenso auf die medizinische Praxisassistenz, wie die Bestandsüberwachung und Nachbestellung von Verbrauchsmaterialien oder Medikamenten. Darüber hinaus stellt primär auch die Arbeit am und mit den Patientinnen und Patienten einen Grossteil der Tätigkeit der MPA dar. Die allgemeine Betreuung der Patienten, während sie sich in den Praxisräumen aufhalten (Aufnahme, Anmeldung, Patientenkoordination), das Erkennen von Notfällen und das anschließende Einleiten von Erstmassnahmen entfallen beispielsweise zum großen Teil auf die MPAs.

Auf ärztliche Anordnung führen sie darüber hinaus auch Injektionen, Impfungen, Blutentnahmen, Messungen von Vitalparametern, Verbandwechsel und andere Tätigkeiten (z.B. Erstellen eines EKG) aus. Weiterhin führen MPAs auch eine Vielzahl an Labortätigkeiten durch, gewinnen und untersuchen verschiedene Proben selbst oder organisieren deren Weitertransport zum nächstgrösseren Labor.

Je nach Ausstattung und Fachrichtung der Arztpraxis, sind auch die vorhandenen medizinischen Apparate zu bedienen. Häufig entfällt zum Beispiel auch die Durchführung von Röntgenaufnahmen – unter Einhaltung der geltenden Vorschriften – auf die MPA.

Medizinische Praxisassistentin: Voraussetzungen

Um diese anspruchsvolle und abwechslungsreiche Tätigkeit mit Freude ausführen zu können, sollten MPAs gewisse persönliche Voraussetzungen erfüllen. Hierzu gehört das Interesse an der Arbeit und dem engen Kontakt mit Menschen, Empathie und Verständnis, Teamfähigkeit sowie ein grundsätzliches Interesse an naturwissenschaftlichen Zusammenhängen (Biologie, Chemie, Physik). Ein MPA muss darüber hinaus verschwiegen sein, benötigt ein gewisses Organisationstalent und Verantwortungsbewusstsein sowie die Fähigkeit hygienisch und sauber zu arbeiten.

Wer die obligatorische Schule mit mittleren oder hohen Anforderungen abgeschlossen hat und auf mindestens gute Leistungen in Chemie, Biologie und Physik zurückblickt, kann die dreijährige Ausbildung zur medizinischen Praxisassistentin guten Gewissens beginnen.

Lohn während und nach der Ausbildung

Nicht nur inhaltlich, sondern auch finanziell ist der MPA-Beruf sehr ansprechend. Denn nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung winkt ein Mindestgehalt von ca. 4‘500 bis 4‘800 CHF. Der Lohn steigert sich jährlich und kann sich für langjährig erfahrene MPAs auf bis zu ca. 7‘000 CHF belaufen. Es werden 13 Monatsgehälter gezahlt für eine 42-Stunden-Woche. Wer verkürzt arbeiten möchte, muss mit entsprechenden Abschlägen rechnen. In der Ausbildungszeit beträgt der Lehrlingslohn im ersten Jahr 650 CHF, im zweiten Jahr 1‘000 CHF und im dritten Ausbildungsjahr 1‘350 CHF pro Monat. Der Urlaubsanspruch beläuft sich für unter-20-jährige auf fünf Wochen pro Jahr, ältere Kolleginnen und Kollegen haben einen Anspruch auf vier Wochen Jahresferien.

Inhalt, Ablauf und Dauer der Ausbildung

Die Ausbildung zur MPA dauert insgesamt drei Jahre, welche sich auf einen schulischen und einen praktischen Teil aufteilen. Wöchentlich entfallen im ersten Lehrjahr bis zu zweieinhalb Tage auf die schulische Ausbildung, im zweiten und dritten Lehrjahr ist es durchschnittlich noch ein Tag pro Woche. Die übrigen Tage der Woche wird die praktische Ausbildung in der Lehrpraxis absolviert. Die theoretische Ausbildung ist vordefiniert und umfasst folgende Kompetenzbereiche:

  1. Organisieren und Administrieren der medizinischen Praxis
  2. Assistieren in der medizinischen Sprechstunde und Durchführen von diagnostischen Massnahmen
  3. Durchführen von Laboruntersuchungen und Beurteilen der Laborparameter
  4. Durchführen von bildgebender Diagnostik und Beurteilen der Bildqualität
  5. Ausführen von therapeutischen Massnahmen

Die oben genannten Kompetenzbereiche werden in spezifischen Unterrichtsfächern vermittelt und sollen definierte Fertigkeiten vermitteln. Hierzu wird in folgenden Unterrichtsfächern unterrichtet: „Praxisorganisation, Qualität und Materialbewirtschaftung“, „Sozialversicherungen und Tarmed“, „Med. Korrespondenz“, „Informatik“, „Terminologie”, „Medizinische Fremdsprache“, „Sprechstundenkorrespondenz“, „Anatomie, Physiologie und Biologie“, „Pathologie und Pathophysiologie“, „Hygiene, Arbeitsschutz, Umwelt und Clean Tech“, „Chemische Grundlagen und Fachrechnen“, „Labor“, „Physikalische Grundlagen“, „Röntgen“, „Therapeutik“, „Umgang mit den Patienten“ sowie „Beratung und Pharmakologie“. Die Lektionen sind auf die Unterrichtswochen und Lehrjahre verteilt. Die theoretischen Kompetenzen sollen dann in der Ausbildungsstätte angewandt und vertieft werden.

Medizinische Praxisassistentin: Weiterbildung

Wer nach der Lehre noch Möglichkeiten zur Weiterbildung sucht, hat mit dem Beruf des MPA zahlreiche Möglichkeiten dazu. Über die Berufsverbände werden beispielsweise zahlreiche Kurse angeboten. Diese können je nach Interesse und Bedarf belegt werden. Hierunter fallen unter anderem Kurse zur Kommunikation mit Patientinnen und Patienten oder dem Umgang mit schwierigen Situationen in der Arztpraxis. Auch weitere Berufsprüfungen, wie beispielsweise zum medizinischen Praxiskoordinator klinischer oder praxisleitender Richtung mit eidg. Fachausweis oder zum Krankenversicherungs-Fachmann/-frau mit eidg. Fachausweis sind möglich.

Darüber hinaus kann der nächste Karriereschritt auch mit einem Wechsel des Arbeitsplatzes verbunden werden. Je nachdem, ob dann in einem administrativen oder weiterhin medizinischen Beruf gearbeitet werden soll, findet sich eine Vielzahl an Angeboten zur spezifischen Weiterbildung in der Schweiz. Im organisatorischen bzw. betriebswirtschaftlich Bereich können MPA ihr Wissen zum Beispiel in Praxismanagement, Qualitätssicherung, Marketing oder im Bereich Finanzen erweitern.

Wer weiterhin im medizinischen Bereich oder der Arztpraxis tätig bleiben möchte, kann sich entweder auf bestimmte medizinische Themen spezialisieren oder die höhere Fachschule in Betracht ziehen, die verschiedene höhere Abschlüsse anbietet. Hierunter fallen beispielsweise die Abschlüsse zur dipl. Pflegefachfrau HF oder zum dipl. biomedizinischen Analytiker/in HF.

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